Mittwoch, 27. März 2013

*Rezension* Alles ohne Lena

Quelle: Oetinger Taschenbuch


Titel: Alles ohne Lena
Originaltitel: 100% Lena
Einzelband
Autor: Stefan Boonen
Verlag: Oetinger Taschenbuch Verlag
Ausgabe: Taschenbuch
Seitenzahl: 128
Erschienen: Dezember 2011
Preis: 8,95 € (D)
ISBN: 978-3-8415-0124-0




 

Quelle: Oetinger Taschenbuch
An einem Frühlingsmorgen im April nimmt Lena sich das Leben, sie springt vor den Zug. Lena ist Bas Schwester. Jetzt ist Bas mit seinen Eltern allein, und eigentlich hat er keine Ahnung, wie es weitergehen soll. An diesem letzten Morgen im April sagt Lena zu Bas: "Spiel nachher ein Lied für mich". Seit einiger Zeit war Bas für Lena nicht mehr nur der nervige, acht Jahre jüngere Bruder, sondern sie nahm ihn mit immer wieder ins Vertrauen, erzählte hin und wieder von einem Freund oder kletterte abends aus seinem Schlafzimmerfenster, um sich mit ihren Freundinnen kichernd aus dem Haus zu schleichen. Lena spielte Bas ihre Lieblingsmusik vor und versuchte, ihn für die Musik zu begeistern - auf ihre Art, versteht sich. Aber Bas hat es mit Lena gar nicht so leicht, immer wieder kriegt er von ihr eins aufs Dach. Lena ist aufbrausend, aber sie hat auch ihre stillen Momente, in denen sie mit sich und dem Leben hadert. Seit Lenas Tod fragt sich Bas, wie lange das wohl noch dauern wird, das Vermissen. Doch darauf weiß keiner eine Antwort. Bas' Eltern quält immerzu die gleiche Frage: Warum. Als Lena nicht mehr da ist, erinnert Bas sich an gemeinsame Momente in der Familie, wenn sie auf Reisen zusammen gelacht haben, aber ihm fallen auch Situationen ein, in denen Lena die Familie, insbesondere seine Eltern, mit ihrem losen Mundwerk und ihren Launen zur Weißglut gebracht hat. Am schlimmsten ist es für meine Eltern, denkt Bas immer wieder. Er selbst macht weiter wie bisher: Schwimmen, Gitarre spielen und in Lenas Zimmer liegen und Musik hören. Bas' Eltern wollen ständig über Lena reden, das will er gar nicht immer. Und dann ist Sommer da und der Urlaub steht vor der Tür. Ohne Lena. Ob sie das schaffen? Aber als sie dann zu dritt im Auto sitzen, duftet es nach frisch gebackenen Waffeln und Bas nimmt wie selbstverständlich allein auf der Rückbank platz. Vielleicht geht es ja doch?

Auf "Alles ohne Lena" wäre ich vermutlich nie gestoßen, wäre ich nicht vor einiger Zeit über eine Rezension dazu gestolpert. Und diese Rezension hat mich sofort überzeugt, dass das Buch auf eine einfühlsame Weise eine Geschichte über den Verlust von einem geliebten Menschen erzählt.

Von wenigen 128 Seiten erwartet man normalerweise nicht gerade eine tiefgründige und nachhaltige Geschichte, doch mit "Alles ohne Lena" ist dies Stefan Boonen auch auf wenigen Seiten gelungen. Schon allein sein Schreibstil mach das Buch zu etwas ganz besonderem. Eigentlich erzählt er mit einer sehr einfachen und schmucklosen Sprache, welche perfekt zu Bas und seiner Situation passt. Mir hat aber auch dieses leicht poetische gefallen, so dass ich etliche Zitate aus dem Buch herausgeschrieben habe.

"Abschied nehmen, das heißt doch Winken oder jemandem einen Kuss geben, jemandem versprechen zu schreiben. Auf jeden Fall heißt es nicht, vor einen Zug zu springen."
(Alles ohne Lena, S. 31/32)
Für Bas ist es eigentlich ein Schultag wie jeder andere. Doch dann taucht sein Vater in der Schule auf und fährt mit ihm nach Hause. Seine Schwester ist nicht zur Schule gefahren, sie hat sich vor einen Zug gestürzt, sie ist tot. Bas kann es nicht glauben, Lena würde so etwas nie tun. Sie ist hübsch, hat viele Freunde und Spaß am Leben. Oder? Nein, das kann nicht sein - warum sollte sie das getan haben?!
"Wenn sie den tot ist. Es kann schließlich gut sein, dass sie gleich ins Zimmer gerauscht kommt. <<Das war doch nur ein Witz.>> Das wäre typisch Lena."
(Alles ohne Lena, S. 20/21 )
Mit viel Gefühl und Einfühlungsvermögen erleben wir als Leser die Tage nach Lenas Tod. Für Bas beginnt ein neuer, schwerer und trauriger Abschnitt seines Lebens. Seine Eltern denken praktisch ununterbrochen an Lena und er muss sehen, wie er mit seiner Trauer alleine klar kommt. Er weiß gar nicht genau, was man von ihm erwartet und wie er sich verhalten soll. In der Schule spürt er die Blicke auf sich und wenn er für sich ist, kommen die Erinnerungen an die Zeit mit Lena. Was soll er tun? Und wie lange dauert so eine Trauer überhaupt?
"Denken die vielleicht, dass es ein Handbuch gibt, mit Tipps, wie man sich verhalten muss, wenn die Schwester tot ist? Nein, nicht einfach tot. Vor einen Zug gesprungen?"
 (Alles ohne Lena, S. 55)
Durch die personelle Ich-Perspektive konnte ich sofort mit Bas mitfühlen. In seinem jungen Alter ist er zwar noch sehr unerfahren, aber keinesfalls naiv. Ich mochte ihn auf Anhieb gerne und war mit ihm verwirrt und traurig, als seine Schwester Lena Selbstmord begeht. 
Lena lernt man durch die Erinnerungen von Bas an ihre gemeinsame Zeit ebenfalls recht gut kennen. Man merkt, dass sie kein einfacher Mensch ist, aber doch ein herzensguter. Sie wirft allerdings auch einige Rätsel auf und ich versuchte mit Bas zu verstehen, warum sie nicht mehr leben wollte.

Überraschenderweise habe ich auf diesen wenigen Seiten so viele Charaktere kennen und lieben gelernt.  Neben Bas lernt man als Leser auch seine Eltern, seinen besten Freund Tristan, Herrn Sim, Kirstin,... kennen. Sie alle sind mir mit der Zeit ans Herz gewachsen und machen einen großen Teil des Buchs aus. Was würde Bas nur ohne den netten Herrn Sim und seinen Hund Mozart tun? Und von Kirstin, die vor einigen Jahren ihren Vater verloren hat, lernt er, dass Trauer nicht irgendwann aufhört, man muss mit ihr lernen zu leben. 

Die Handlung ist sicher nicht die spannendste, aber das soll und brauch sie auch gar nicht. Trauer vergeht nicht so schnell und es braucht eine Weile, bis man sich aufrappeln kann, um nach vorne zu blicken. Bas und seine Eltern vermissen Lena schrecklich und das "Warum" lässt sie nicht los. Aber auch ihr Leben geht weiter und sie werden versuchen, das Beste daraus zu machen, auch wenn es schwer fällt...

"Das wird eine lange Fahrt. Genug Zeit, um an meine Schwester zu denken. Lena ist tot, sie kommt nie mehr zurück. Aber sie ist nicht ganz weg."
(Alles ohne Lena, S. 124)
Lesen, einfach nur lesen! Es hat schon seinen Grund, dass meine Rezension mit so vielen Zitaten geschmückt ist. Denn wenn man diese Geschichte wirklich nachvollziehen möchte, wenn man mehr über "Alles ohne Lena" erfahren möchte, dann muss man dieses Buch einfach selbst lesen. Meine Worte allein reichen nicht, um euch dieses wundervolle Buch näher zu bringen, ihr müsst es dazu selbst lesen.

Das Cover hat zwar nicht direkt mit der Handlung zu tun, aber es spiegelt die Stimmung einfach wunderbar. Einsamkeit, Trauer, aber auch Hoffnung strahlt es aus und passt somit zu Bas und seiner Geschichte. 

Stefan Boonen ist Autor von vielen Kinder- und Jugendbüchern. Mehr Infos gibt es hier und auf seiner Homepage (wobei ihr hierfür Niederländisch verstehen solltet^^).

18 Kommentare:

  1. Klasse Rezension!
    Das Buch hört sich auf jeden Fall gut an und mich interessiert es, wie Leute in so einer Situation klar kommen.
    Ich werde das Buch dann mal auf die WL setzen und hoffen, dass ich bald wieder etwas Geld habe.

    LG May

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, les das Buch unbedingt, es ist echt gut :D Also hoffentlich kriegst du bald wieder Geld in die Kasse ;)
      LG Filo

      Löschen
  2. Wunschliste!!!! Das klingt ja supertoll. Muss ich einfach bald lesen. Die Zitate *-* und deine Beschreibungen. ich bin jetzt schon verliebt in das Buch. Eine super Rezi. Wer da nicht überzeugt ist...
    Meistens sind es ja die eher unbekannten Bücher, die die wahren Schätze sind. Scheint so eins zu sein...

    LG, Fina

    P.S. Ich hoffe, "Lying game" gefällt dir. Sutton scheint als Erzählerin sehr nett, aber was alles in ihrem Leben passiert ist- beängstigend. Aber das macht es so spannend ^^

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Auch in den Kommenatren sind ja allesamt begeistert! Wirklich toll :)

      LG, Fina

      Löschen
    2. Ja, echt super :D

      LG <3

      Löschen
  3. Tolle Rezi, die mich wirklich neugierig auf dieses Buch gemacht hat!! :)

    lg, Steffi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke ;) Das Buch lohnt sich auch wirklich, es ist sehr schön und einfühlsam geschrieben :D

      LG Filo

      Löschen
  4. Manche Filme kann man sich einfach immer wieder anschauen! Rubinrot könnte ich ohne probleme auch jetzt nochmal sehen. ;)
    Ja, dieses Gesicht (kursiv), das könnte mich echt aufregen -.- :D

    Liebe grüße
    Rubin:)

    AntwortenLöschen
  5. Das klingt eindeutig nach einem Buch für mich und deine Rezi hat mich echt überzeugt :) Das Buch ist sofort auf meine Wunschliste gewandert :)

    Liebe Grüße
    Chrisi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das Buch ist wirklich toll - hoffe, es gefällt dir dann genauso wie mir^^

      LG Filo <3

      Löschen
  6. Tolle Rezi...
    Ich hab das Buch schon letztes Jahr gelesen und fand es auch echt gut.
    LG Marie

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, das Buch ist einfach gut geschrieben und sehr einfühlsam ;)
      LG Filo

      Löschen
  7. Huch, wenn das Buch wirklich so toll ist, dann werde ich wohl mal auch hineinschnuppern. Und 128 Seiten sind ja wirklich nicht viel..da kann man es ja mal schnell lesen =D
    Schöne Rezension!

    Liebe Grüße,

    MissX

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Solltest du definitiv mal tun ;) Und ja, es lässt sich wirklich schnell lesen - aber dafür auch sehr schön^^

      LG Filo <3

      Löschen
  8. Wow ich hätte von dem Buch wirklich nicht so viel erwartet. :o
    Ich frage mich vor allem wie der Autor soviel in diese 128 Seiten reinpacken kann. Ich besorge mir vielleicht das Buch demnächst auch und die Idee mit den ganzen Zitat ist einfach super.
    Es klingt jetzt zwar nicht direkt nach den Büchern, welche ich normalerweise lese, aber das muss mich ja nicht unbedingt vom Buch fernhalten. VOR ALLEM NACH SO EINER TOLLEN REZENSION!
    Ich werde mir es auf jeden Fall nochmal näher anschauen.
    Alles Liebe Niz ♥

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ohja, auf 128 Seiten soviel reinzupacken ist schon bewundernswert :)
      Freut mich, dass dir die Idee mit den Zitaten gefällt :D Aber die konnte ich euch ja nicht vorenthalten^^
      Und auch wenn das Buch nicht so dein typisches Genre ist (ist bei mir ja auch so^^), es lohnt sich definitiv ;)

      Alles Liebe,
      Filo

      Löschen
  9. Ich habe es jetzt zu Ende gelesen. Alles an einem Stück. Ich musste einfach weiter lesen. :)
    Und jetzt sitze ich hier und weine. Naja, vielleicht nicht richtig heulen, aber mir kullern doch so ein paar tränen übers Gesicht :D
    Es ist echt soooo ein schönes, tolles, trauriges fast schon perfektes Buch! :)

    Danke nochmals für die Wanderbuchaktion!
    Ganz liebe Grüße! <3

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das freut mich - also nicht, dass du weinen musstest, aber dass dir das Buch so gut gefallen hat ;) Echt schön, dass es dich genauso wie mich berührt hat :)

      Liebe Grüße,
      Filo <3

      Löschen

Kommentare versüßen einem den Tag. So geht es zumindest mir ;) Daher freue ich mich über jedes einzelne Wörtchen und bin auf eure Meinungen gespannt.

Alles Liebe,
Filo ♥