Samstag, 17. August 2013

*Rezension* Rückkehr nach Somerton Court

Quelle: Fischer


Titel: Rückkehr nach Somerton Court
Originaltitel: Secrets & Sapphires
Reihe (1/?)
Autor: Leila Rasheed
Verlag: Fischer
Ausgabe: Taschenbuch
Seitenzahl: 384
Erschienen: 22.08.2013
Preis: 9,99 € (D)
ISBN: 978-3-596-19689-0




England 1912: Ein Herrenhaus, zwei Welten und ein Jahrhundert voller Umbrüche – nicht nur Fans von Downton Abbey werden SOMERTON COURT lieben!

Im Jahre 1912 kehrt die Familie Averley - Lord Westlake und seine beiden Töchter - aus einem luxuriösen Leben in Indien auf ihr herrschaftliches Anwesen Somerton Court in England zurück. Während sich die Dienerschaft hastig auf die Ankunft der Herrschaft vorbereitet, trifft eine schockierende Nachricht ein: Lord Westlake wird auch seine neue Verlobte und ihre drei Kinder mitbringen. Doch nicht nur das sorgt für große Unruhe. Es gibt Gerüchte, Lord Westlake sei wegen eines schrecklichen Skandals aus den Diensten als Gouverneur in Bengalen entlassen worden und schon bald wird offenbar, dass es auch finanziell nicht gut um die Familie bestellt ist. All das sorgt für große Spannungen sowohl bei der Herrschaft als auch der Dienerschaft. Lady Ada, Lord Westlakes Tochter, sieht sich gezwungen, zwischen ihrem eigenen Glück und der Familienehre zu wählen, Sebastian muss sich gegen Erpressungen durch einen früheren Diener – und Liebhaber – zur Wehr setzen und das liebenswürdige Hausmädchen Rose gerät in einen Skandal, der die Macht haben könnte, das Ansehen der Averleys für immer zu ruinieren.
Prächtig und verführerisch eröffnet der erste Roman der SOMERTON COURT-Saga zwei Welten, die nicht unterschiedlicher sein könnten und doch unzertrennlich ineinander verwoben sind, in denen rücksichtsloses Streben, verbotene Gefühle und geheime Träume sich hinter beflissenem Lächeln und funkelnden Juwelen verbergen.


Wenn du dich verliebst, verlierst du vielleicht mehr als nur dein Herz…

[Quelle: Fischer

Mit "Rückkehr nach Somerton Court" begibt man sich auf eine Zeitreise 100 Jahre zurück in die Vergangenheit. Man taucht in eine Welt ein, die mit der unseren oberflächlich gesehen nicht mehr allzu viel gemein hat. Blickt man jedoch hinter die Fassaden erkennt man vieles, das uns auch heute sehr bekannt ist. Ob es nun der Wunsch nach Selbstbestimmung ist, die Kluft zwischen Arm und Reich, Rachegefühle oder eine Liebe, die von der Gesellschaft nicht anerkannt wird (wozu auch die Homosexualität gehört) - die Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts kannten die gleichen Probleme wie wir. Und in "Rückkehr nach Somerton Court" werden sehr viele von ihnen angesprochen.

Das macht die Geschichte um die Familie Averly und ihre Angestellten gleich viel spannender und abwechslungsreicher. Zusätzlich kann man sich dadurch, dass die meisten Themen auch bei uns sehr aktuell sind, noch besser mit den Charakteren und ihren Problemen identifizieren.
Sehr gut gelungen ist der Autorin auch die Wahl der Erzählperspektive. "Rückkehr nach Somerton Court" wird nämlich von sehr vielen Personen erzählt, sowohl von Mitgliedern der Familie Averly und anderen Herrschaften, als auch aus der Schicht der Dienerschaft. Dadurch wird es dem Leser ermöglicht, beide Perspektiven besser kennen zu lernen und so Einblicke in das Leben der Armen und Reichen im Jahre 1912 zu bekommen.

Die Erzählperspektive sorgt natürlich auch dafür, dass man die Charaktere an sich noch besser kennen lernt. Besonders Lady Ada und die Angestellte Rose spielen eine große Rolle. Während Ada sich in einen Inder aus der Mittelschicht verliebt und am liebsten in Oxford studieren würde, hat Rose mit ganz anderen Problemen zu kämpfen - dabei möchte sie doch nur eins, Musik komponieren und spielen. Doch beiden stehen die Konventionen und Regeln ihrer Stände im Weg. Gerade weil sie dennoch nicht von ihren Träumen ablassen, sind sie zwei ganz besondere, starke Frauen, die sich gegen die Zwänge ihrer Zeit wehren. 

Die anderen Charaktere laden ebenfalls zum Mitfiebern oder auch zum wütend-in-der-Luft-zerreisen-wollen ein. Besonders Adas kleine Schwester Georgina, der Inder Ravi und Emily, die in Oxford als einige der wenigen Frauen studiert, schließt man schnell ins Herz. Dagegen können Adas Stiefmutter, ihre Stiefschwester Charlotte und deren Zofe Stella für kleine Hasstriaden sorgen. Denn Familieneinheit findet man in der Patchworkfamilie Averly zumindest zwischen den weiblichen Familienmitgliedern nicht. Das wäre wohl aber auch etwas langweilig und so müssen sich nicht nur Ada und Rose vor Intrigen in Acht nehmen. Den männlichen Teil der Familie muss man dagegen erst einschätzen lernen, aber gerade Sebastian hat es mit dem Verheimlichen seiner Homosexualität nicht leicht.

Übrigens, wer bei diesen Familienverhältnissen nicht den Überblick behalten kann (ich wäre daran jedenfalls verzweifelt), für den gibt es sowohl vorne als auch hinten im Buch einen Stammbaum der Familie Averly. Das war für mich eine große Hilfe, wobei man sich vor dem Stammbaum auf der letzten Seite in Acht nehmen sollte, falls man nicht gespoilert werden möchte.

Zu guter Letzt will ich auch noch den Schreibstil von Leila Rasheed loben. Die Autorin schafft den Balanceakt, den ein historischer Roman hervorruft, hervorragend. Die Geschichte lässt sich leicht und flüssig lesen, hat aber dennoch einen historischen Touch. Dadurch fühlt man sich in die Vergangenheit versetzt ohne aber im Lesefluss gestört zu werden. 

Das Ende ist sehr offen gehalten, was daran liegt, dass uns eine "Somerton Court"-Saga erwartet. Für die weiteren Bände (wie viele es sein werden ist noch unbekannt) bleiben somit viele Fragen bestehen, trotzdem ist das Ende stimmig. Wenn es nach mir geht könnte Band 2 aber gerne morgen erscheinen.

Das Buch ist wirklich schön gestaltet. Wobei ich erst einmal sagen muss, dass das abgebildete Cover im Internet nicht ganz dem gedruckten entspricht. Dort wurde nämlich noch ein zweiter Sonnenschirm hinzugefügt und ein Hund kommt den zwei Frauen entgegengesprungen. Dadurch gefällt es mir noch besser. Das Cover lässt auf jeden Fall auf die Zeit schließen, in der die Geschichte spielt und ist auch schön anzusehen. 


"Rückkehr nach Somerton Court" hat mich angenehm unterhalten. Man sollte von der Geschichte keinen hochintellektuellen historischen Roman erwarten, aber wenn man sich einfach vom Leben auf Somerton Court mitreisen lässt, dann wird man einige unterhaltsame Stunden erleben. Denn die Familie Averly und ihre Angestellten müssen so einiges durchleben - eine neue Familie, die große Liebe, Rachegefühle und Intrigen. Spannend, romantisch und mitreisend, da lohnt sich das Lesen auf jeden Fall. Einzigster Wehmutstropfen ist das lange warten auf Band 2 - dieser erscheint im Englischen nämlich erst im Februar 2014.
 
Ein großes Dankeschön an den Fischer Verlag für dieses Rezensionsexemplar. Mir hat die Leserunde auf Lovelybooks wirklich viel Spaß bereitet.

2 Kommentare:

  1. Ohhh, das klingt vielleicht toll!!! Haben, haben, haben :D

    Danke für die tolle Rezi <333
    Liebe Grüße Fina

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    1. Ist wirklich ein richtig toller historischer Roman :D Solltest du wirklich lesen ;)

      Liebe Grüße,
      Filo

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