Sonntag, 2. September 2012

*Rezension* Rotkäppchen muss weinen

Quelle: Fischer Verlag

Titel: Rotkäppchen muss weinen
Autor/in: Beate Teresa Hanika
Einzelband
Ausgabe: Taschenbuch
Verlag: Fischer Schatzinsel
Erschienen: 23.02.2012 (Erstausgabe bei Fischer: 06.02.2009)
Sprache: deutsch
Originaltitel: -
Seitenzahl: 224
Preis: 6,95 € (D)
ISBN: 978-3-5968-0858-8 

Quelle: Fischer Verlag
Er nennt sie Rotkäppchen, als er sie mit einem Korb am Fahrradlenker den Berg hinabfahren sieht. Rotkäppchen – weil in dem Korb Wein und Essen sind für den Großvater, dessen Einsamkeit nur ein Vorwand ist. Rotkäppchen – weil der Weg aus dem Wald dunkel und steinig ist. Rotkäppchen – weil der Wolf sie längst in seiner Gewalt hat …
Beate Teresa Hanika erzählt einfühlsam und sensibel die Geschichte von einem Mädchen in größter Not – aber auch von einer Freundschaft so weit wie der Himmel und von einer ersten Liebe so zart wie Schneeflockenfedern.

Ich hatte zu dem Roman nur Gutes gehört und trotz des heiklen Themas wollte ich mich auch an das Buch herantrauen.

Ein Buch das Mut macht, ein Buch, das Wut macht. Diesen Satz habe ich in einer Rezension auf Amazon gesehen und dem kann ich nur zustimmen. Das Buch lässt einen jede Menge Wut verspüren, gleichzeitig macht es aber auch Mut, nicht zu schweigen, sondern sich anderen anzuvertrauen.
Aber erstmal von Anfang an. Malvina ist 14 und ihre Sommerferien beginnen gerade. Allerdings weiß sie nicht so recht, was sie mit ihnen anfangen soll. Ihre beste Freundin Lizzy ist im Urlaub und zu Hause ist ihre Mutter, die sich selbst wegen ihrer Migräne bemitleidet. Daher verbringt sie viel Zeit in einer alten, leerstehenden Villa und trifft dort auf "Klatsche". Sie verliebt sich zum ersten Mal, und das obwohl sie ihn vor kurzer Zeit noch total blöd fand.
Doch gleich zu Beginn der Ferien stürzt ihr Opa und ihre Eltern zwingen sie, sich um ihn zu kümmern und ihm essen zu bringen, obwohl sie sich wehrt und ihn nicht besuchen möchte. Denn Malvinas Opa ist keineswegs pflegebedürftig und hinter seinen Türen spielt sich etwas ganz anderes ab. Es ist jedoch egal, wie sehr Malvina sich verweigert, ihren Opa zu besuchen. Selbst ihr Bruder, dem sie sonst alles anvertrauen konnte, tut  ihre Erzählung, der Opa würde sie auf den Mund küssen, als pubertäre Krise ab. Daher zieht sich Malvina immer mehr zurück.
An dieser Stelle war ich wirklich wütend. Malvinas Familie schaute einfach nur weg. Ihr Vater und ihr Bruder taten es als Liebeskummer und Pubertätsprobleme ab, ihre Mutter war viel zu beschäftigt mit ihrer Migräne. Und ihre Oma hatte sie, bevor sie starb, sogar noch dem Opa in die Arme gegeben.

Anfangs verschließt sich Malvina vollkommen und kann in ihrem (geistigen) "Fotoalbum" nur Seiten von Abenteuern mit ihrer Freundin Lizzy aufschlagen. So erfährt man einiges über den letzten Sommer mit Lizzy und die gemeinsame Verteidigung der alten Villa gegen Klatsche und seine Freunde. Diese sind oft sehr lustig und geben so (Malvina und dem Leser) Hoffnung. Genauso wie "Klatsche" und die Nachbarin ihres Opas Malvina (unbewusst) Mut machen.
Nach und nach schlägt sie aber auch Seiten in ihrem "Fotoalbum" auf, die von ihrer Kindheit stammen, in der sie viel Zeit bei ihren Großeltern und somit ihrem Opa verbringen musste. Hier gibt es viele unschöne Erinnerungen und die Stimmung ist sehr bedrohlich. Da sich Malvina aber viel in sich selbst in der Zeit mit ihrem Opa zurückzieht, geht die Autorin nicht zu sehr ins Detail. So kann man sich zwar vorstellen was passiert, es ist aber schonungsvoller, wie wenn alles schwarz auf weiß stehen würde, was es einem einfacher macht, mir der Situation umzugehen. Trotzdem ist die Stimmung sehr bedrückend.
Beate Teresa Hanika hat einen schönen, leichten Schreibstil mit dem sie gefühlsvoll die schwere Geschichte von Malvina erzählt. So taucht man schnell in ihre Welt ein und wird von den Gefühlen übermannt. Wut, Hoffnung, Liebe, Mut und selbst ein bisschen Spaß - das drückt die Autorin auf den relativ wenigen Seite ausdrucksstark aus.


"Rotkäppchen muss weinen" lässt einen nicht so schnell los. Die Autorin geht an das Thema einfühlsam, aber aufrichtig ein und macht Mut, dass es sich lohnt, zu reden und für sich und seine Rechte zu kämpfen.

Das Cover nimmt zwar nicht direkt Bezug auf die Handlung (was meiner Meinung nach auch sehr schwierig wäre), aber es spiegelt die Stimmung des Buches. Die verschwommen Blumen im Hintergrund können auch dafür stehen, wie Malvina ihre Erinnerung aus Kindheitstagen am Anfang verdrängt. 

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